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WR 30.08.06

Weser Report, Mittwoch, 30. August 2006, Nr. 1946


Mehr Zeit für Einzigartigkeit


Privatschulen kommen Nachfrage kaum nach / Eltern schätzen ganzheitliche Betreuung

Von
Anja-Elena Stepanovic


Kein Unterrichtsausfall, kleine Klassen und motivierte Lehrer. So begründen Sprecher der Bremer Privatschulen ihre steigende Beliebtheit.
„Wir haben so viele Anmeldungen, dass wir eine Dependance in der Vahr eröffnet haben“, beschreibt Dorothea Salzmann, Sprecherin der Freien Evangelischen Bekenntnisschule (FEBB), die steigende Beliebtheit der Privatschule in Habenhausen. Es sei das erste Mal, dass die FEBB keine Schüler ablehnen musste, weil Kapazitäten für die immense Nachfrage geschaffen wurden. 1.400 Schüler besuchen die Einrichtung, das Schulgeld beträgt 160 Euro monatlich. Die neue Grundschule, so Salzmann, werde sicher stetig wachsen.
„Unsere Kapazitätsgrenzen sind erreicht“, gibt Wilfried Kurth, Schulleiter des Ökumenischen Gymnasiums, Auskunft über den Zulauf an Bewerbern. Als Grund nennt Kurth das hervorragende Pisa-Ergebnis, in dem die Privateinrichtung besser als öffentliche Bremer Schulen abschnitt. Monatlich zahlen Eltern 285 Euro. „Privatschulen geraten leicht in Verdacht, eine Anlaufstelle für Kinder von Besserverdienern zu sein. So sollte das nicht sein“, stellt Kurth klar, hebt aber hervor: „Die Eltern zahlen für den Unterricht, wir können es uns im Gegensatz zu öffentlichen Schulen nicht leisten, ihn ausfallen zu lassen.“
Als grössten Unterschied zu öffentlichen Einrichtungen bezeichnet der Schulleiter die Intensität des Schulalltags: „Wir haben hier keine besseren Lehrer – es findet aber mehr Zuwendung statt, weil die Klassen kleiner sind. Ausserdem leisten wir uns eine Psychologin.“
Die Katholische Gemeinde ist mit sechs Schulen der grösste Träger von Privatschulen. Seit Februar bietet die St.-Johannis-Schule im Postamt I auch die Jahrgänge elf und zwölf an. 1.533 Kinder besuchen die Einrichtungen. Im Unterschied zu anderen Privatschulen fallen dort die Gebühren weg. Obwohl das Land Bremen die privaten Einrichtungen mit nur 75 Prozent bezuschusst – in Nordrhein-Westfalen sind es 95 Prozent – schafft es die Kirche, die Kosten durch die Steuer und den Förderverein zu finanzieren. „Wir erheben kein Schulgeld, wir sind eine Schule für stinknormale Kinder“, betont Sprecher Wilhelm Tacke.
An der bilingualen International School of Bremen musste man zwar niemanden ablehnen, die Zahl der Pennäler ist allerdings um 53 Neulinge auf 165 angestiegen, seit Gründung der Schule im Jahr 1998 gab es keinen Rückgang der Anmeldungen. Schuldirektor Malcolm Davis: „Die flexible Betreuung und die Aufmerksamkeit – wir haben hier durchschnittlich einen Lehrer für sechs Schüler – garantiert Zeit für Einzigartigkeit und die Förderung von Talenten.“
In der Stadt Bremen besuchen 53.000 Schüler öffentliche Einrichtungen (ohne Berufsschulen), 5.000 sind an privaten eingeschrieben. Bildungsressort-Sprecher Rainer Gausepohl ist sicher, dass die Pisa-Ergebnisse den Wettbewerb auch unter öffentlichen Schulen angeregt haben: „Ein positiver Nebeneffekt, zumal die Schülerzahlen aufgrund der demografischen Entwicklung zurückgehen werden. Schulen, die seltener angewählt werden, laufen also Gefahr, geschlossen werden zu müssen.“