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WK 19.09.06

Weser Kurier, Dienstag, 19. September 2006, Nr. 219, Seite 11


Bildungsträger liebäugelt mit Gymnasium

Start schon 2007 mit zwei Klassen und 50 Schülern? / 300 000 Euro Startkapital stehen bereit

Von unserem Redakteur
Christian Dohle


BREMEN. Ob es an PISA liegt? Privatschulen erleben in Bremen derzeit offenbar einen regelrechten Boom. Zum neuen Schuljahr wollen gleich zwei Gymnasien erstmals an den Start gehen. Die Pläne des Evangelischen Gymnasiums sind bekannt, die des Unabhängigen Privaten Gymnasiums, kurz UPG, dagegen neu.
Rund 50 Schülerinnen und Schüler würden benötigt, sagt Holger Klüdtke, Geschäftsführer des Beruflichen Bildungs-Centrum (BBC), aus dem Idee und Konzept für den Aufbau der neuen Privatschule entstanden sind. Für Klüdtke eine durchaus zu nehmende Hürde: „in Bremen ist noch Platz für ein Privatgymnasium, bei dem kein kirchlicher Träger dahinter steht.“ Nur die Waldorfschule und die International School würden diese Kriterien bislang erfüllen.
Zudem verweisen die Ideengeber auf einen „in Bremen und umzu bislang einmaligen pädagogischen Ansatz“. Stichwort: berufsorientiert. In den Schulen käme der bislang viel zu kurz, behauptet der gelernte Lehrer. „Wir glauben nicht, dass ein vierwöchiges Praktikum reicht, damit Schüler sich kurz vor der Berufswahl orientieren können.“
Erfahrungen mit „Schule“ hat Klüdtke als Geschäftsführer des Instituts für berufliche Integration und Pflegepädagogik gesammelt. Das Institut, designierter Träger des Privatgymnasiums, ist Teil des BBC und führt mittlerweile im siebten Jahr die Berufsfachschule für medizinische Dokumentationsassistenz - ebenfalls privat. Bei der Suche nach neuen Aufgaben sei eben ein Gymnasium in den Fokus gerückt.
Das Startkapital – Klüdtke rechnet mit rund 300 000 Euro für die ersten drei Jahre – sei beim Institut vorhanden, Spenden zudem willkommen. Auch die Eltern müssen ins Portemonnaie greifen: 300 bis 400 Euro sind pro Monat fällig. Klüdtke: „Ohne Elternbeiträge funktioniert es nicht. Wir werden uns an der oberen Grenze der bremischen Privatschulen bewegen.“
Noch fehlt der Schule allerdings der behördliche Segen. „Wir haben noch keinen Antrag gestellt“, erklärt Klüdtke, denn man sei noch auf der Suche nach geeigneten Räumen. Schwachhausen und Findorff sind im Gespräch, die Innenstadt kommt nicht in Frage.
Große Pläne hat man für den Fall, dass die Schule erfolgreich ist. Unter Anleitung der Professoren Ingo Lütkemeyer und Martin Speth hätten sich 17 angehende Architekten an der Hochschule Bremen mit einem Neubau auseinandergesetzt. Acht ausführliche Entwürfe liegen vor, deren Realisierung mit jeweils mehr als fünf Millionen Euro zu Buche schlagen würde.
Mit der Neugründung läge Klüdtke jedenfalls im Trend. Allein die vier etablierten Privatschulen – das Ökumenische Gymnasium in Oberneuland, die Freie Evangelische Bekenntnisschule, die katholische St.-Johannis-Schule und die Waldorfschule – unterrichten nach Angaben des Bildungsressorts etwa 1400 Gymnasiasten. Und weitere kommen hinzu: Die Bekenntnisschule hat kürzlich an der Otto-Braun-Straße einen zweiten Standort aufgemacht, die St.-Johannis-Schule hat sich auf das alte Postamt an der Domsheide ausgedehnt und 2007 startet das Evangelische Gymnasium in der Innenstadt – mit ebenfalls zwei Klassen á 25 Schüler.